Zur Person:
Dr. Eva Gelinsky - IG Saatgut, ProSpecieRara

IG Saatgut

Nach ihrem Geographiestudium an der Universität Göttingen hat Eva Gelinsky zum Thema Slow Food promoviert. Seit 3 Jahren ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ProSpecieRara in der Schweiz tätig. 2008 Mitarbeit an den „Rheinauer Thesen zu Rechten von Pflanzen“ unter Leitung von Florianne Koechlin. Zahlreiche wissenschaftliche Ver-öffentlichungen, zuletzt u.a. „Vielfalt und regionale Eigenart als strukturierende Prinzipien einer Kulturtheorie des Essens. Eine ideengeschichtliche Rekonstruktion am Beispiel der Organisation Slow Food“ (in: Beiträge zur Kulturgeschichte der Natur, Bd. 17). Seit Anfang Juni 2009 leitet Eva Gelinsky die Koordinierungsstelle der IG Saatgut (Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit).

Zur Veranstaltung:
Workshop Donnerstag den 3. Dezember:
„Samenfeste Sorten: Züchten, erhalten und verteidigen“

Überall auf der Welt behalten die Bäuerinnen und Bauern traditionell einen Teil ihrer Ernte zurück, um sie im nächsten Jahr als Saatgut wieder auszusäen. Erst durch diese Praxis, die die ständige Selektion und Anpassung an die regionalen Gegebenheiten einschließt, konnte die enorme Vielfalt der Kulturpflanzensorten entstehen. An der Bedeutung dieses so genannten Nachbaus haben bislang weder die moderne Pflanzenzüchtung noch die Gentechnik grundsätzlich etwas ändern können. Und doch wird diese Praxis, die als so genanntes Landwirteprivileg auch im Sortenschutzgesetz geregelt ist, nicht nur durch gezielte biologische/technische Veränderungen des Saatgutes (z.B. Gentechnik, Hybridzüchtung), sondern seit einiger Zeit auch verstärkt durch verschiedene rechtliche Bestimmungen (z.B. Patentschutz) eingeschränkt.

Nur samenfeste Sorten sind nachbau- und entwicklungsfähig. Sie lassen sich sortenecht vermehren, d.h. sie produzieren Samen, welche wieder zu mehr oder weniger identischen Tochterpflanzen heranwachsen. Weil samenfeste Sorten, aus verschiedenen Gründen (z.B. Dominanz der Hybridsorten, Sortenschutzgesetze etc.), mehr und mehr vom Markt verschwinden, müssen neue Sorten gezüchtet sowie traditionelle Sorten erhalten und verteidigt werden. Hierzu sollen verschiedene Projekte und Initiativen vorgestellt werden - unter anderem:

  1. Züchtung: a) Fair-Breeding, ein Kooperationsprojekt zwischen Naturata und Kultursaat e.V. b) Das Projekt: „Nachhaltige Verbesserung der Verfügbarkeit von ökologisch vermehrtem Gemüsesaatgut durch on-farm Screening und Erhaltungszucht - Screening und Erhaltungszucht samenfester Gemüsesorten für den ökologischen Erwerbsanbau“ von Kultursaat e.V.
  2. Erhalten und verteidigen: „Vielfalt-für-alle“- eine Kampagne von ProSpecieRara, Schweiz.