Zur Person:
Benedikt Haerlin - Save our Seeds

Save our Seeds

Benedikt Haerlin leitet das Berliner Büro der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Er koordiniert dort u.a. die europäische Initiative „Save Our Seeds“ zur Reinhaltung des Saatgutes von gentechnischer Verunreinigung und hat europäische Konferenzen gentechnikfreier Regionen sowie die internationale Konferenz „Planet Diversity“ organisiert. Er ist Mitglied der „Internationalen Kommission zur Zukunft der Lebensmittel“. Die Stiftung fördert Innovationen in der Landwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf der Züchtung neuer Sorten für den biologischen Landbau.
Von 1991 bis 2002 arbeitete Haerlin für Greenpeace und war der internationale Koordinator der Kampagne von Greenpeace International zurAgro-Gentechnik. Er berät die Organisation weiterhin. Von 2002 bis 2008 war er als Vertreter der nordamerikanischen und europäischen NGOs Mitglied des Aufsichtsrats des Weltagrarberichtes (IAASTD) der Vereinten Nationen und der Weltbank.
Von 1984 bis 1989 war er Mitglied des Europäischen Parlaments (für die Grünen). Davor arbeitete er als Publizist und Journalist, u.a. bei der „Tageszeitung“ in Berlin. Er hat Philosophie und Psychologie in Tübingen und Berlin studiert und ist 1957 in Stuttgart geboren.

Zur Veranstaltung:
Einführungsvortrag Dienstag den 1. Dezember:
„Gentechnik - ein Risiko!“

Welche Gesundheitsrisiken und Umweltgefahren mit dem Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft verbunden sind, wird mittlerweile seit Jahrzehnten höchst kontrovers diskutiert. „Es ist bisher nichts passiert“ sagen die Befürworter, „Sie wissen nicht was sie tun“ die Gegner. Haben vielleicht beide recht?

Tatsächlich sind unmittelbare Gesundheitsschäden durch den Verzehr von Gentechnik-Food bis heute nicht aufgetreten. Es ist, soweit wir dies bereits beurteilen können, bisher auch keine „Killer-Tomate“ und kein sich unkontrolliert ausbreitender umweltschädlicher Organismus entstanden. Entstanden sind allerdings riesige „grüne Wüsten“. Monokulturen von gentechnisch veränderten „Rundup-Ready“ Sojafeldern in den USA, Argentinien und Brasilien. Entstanden sind dabei auch herbizid-resistente Beikräuter, gegen die Gentechnik-Farmer zunächst mit immer höheren Konzentrationen an Roundup, dann auch mit zusätzlichen Pestiziden vorgehen. Der Pestizid-Aufwand auf diesen Gentechnikfeldern ist so erheblich höher als vor Einführung des Systems. Zerstört wurden bei dieser Gelegenheit auch hundertausende von bäuerlichen Existenzen, die dem gentechnisch angeheizten Rationalisierungsdruck weichen mussten.

Viele Risiken der Gentechnik bestehen gar nicht in den nach wie vor schwer vorhersagbaren Langzeitfolgen oder unerwünschten gesundheitlichen und ökologischen „Nebenwirkungen“ der genetechnisch veränderten Organismen, sondern im Erfolg des von ihren Erzeugern beabsichtigten Effekts. Die Patentierung von Saatgut, im Zuge der Gentechnik erst möglich geworden, hat die Freiheit von Züchtung, Forschung und Entwicklung, aber auch das Erkenntnisinteresse ihrer Betreiber nachhaltig verändert. Die Abhängigkeit der Landwirte von wenigen Agrarmultis steigt wo sich Gentechnik-Anbau durchsetzt. Der Sicherheitsaufwand zur Vermeidung von Auskreuzungen belastet alle Beteiligten, vor allem aber jene, die den Einsatz der Gentechnik vermeiden wollen.

Ein Risiko der Gentechnik hat sich in den 20 Jahren seit ihrer Einführung bereits als realer Schaden von großem Ausmaß bewahrheitet: Die auf sie gesetzten enormen Hoffnungen und Erwartungen, sowohl der investierenden Unternehmen als auch der Wissenschaft und öffentlichen Hand, haben viele erfolgversprechende und weniger aufwendige Ansätze verdrängt. Dies gilt für die Züchtung ebenso wie für die Bekämpfung des Hungers auf der Welt.