Zur Person:
Prof. Dr. Michael Krawinkel -
Justus-Liebig-Universität Gießen

Uni Gießen - FB 09 - Enährung des Menschen

Geburtsdatum: 1950

Ausbildung/Werdegang:

Derzeitige Position:
Professor für Ernährung des Menschen mit Schwerpunkt Ernährung in Entwicklungsländern
Arbeits-/Forschungsschwerpunkte:
International Nutrition, insb. Prävention und Management chronischer, nicht übertragbarer Krankheiten sowie von Mikronährstoffmangelzuständen, Ernährungsmedizin, insb. langzeitige parenterale Ernährung im Kindes- und Jugendalter
Mitgliedschaften u. a.:
DGE, Wissenschaftlicher Beirat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Executive Director International Society of Tropical Pediatrics, Arbeitsgemeinschaft Tropenpädiatrie (Vorsitzender), Herrmann Mai-Stiftung der
Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.


Zur Veranstaltung:
Podiumsdiskussion Freitag den 4. Dezember:
„Ist der Einsatz Grüner Gentechnik ethisch vertretbar“

Die Diskussion über die Grüne Gentechnik kommt nicht voran. Befürworter und Skeptiker müssten Respekt voreinander aufbringen; das klingt trivial, aber für die Befürworter steht die Nutzung der Technologie auf dem Spiel, für die Skeptiker die Erhaltung von natürlicher Artenvielfalt und die Abwehr von Umwelt- und Gesundheitsrisiken. Die Reaktion der deutschen Großforschungsorganisationen auf das Anbauverbot für die Maissorte MON810 zeigt: DFG, MPG, Frauenhofer, u.a. beziehen - wie ein Mann - Position für die Grüne Gentechnik: nur Nutzen, kein Risiko, es lebe die Freiheit der Forschung. Offensichtlich war den Beteiligten die Lobby-Arbeit wichtiger als ihre eigene wissenschaftliche Reputation, die doch sachlich mögliche Umwelt-Risiken nicht ausschließen kann, deren Umfang man beschreiben und um deren Vermeidung man sich bemühen kann.

Ein Problem dieser wissenschaftspolitischen Position ist, dass ein Nutzen Grüner Gentechnik für die Verbraucher in Deutschland kaum plausibel gemacht werden kann. Dagegen sind die Bedenken von Bauern sehr verständlich, die von der Verbreitung der neuen Technologie wirtschaftliche Nachteile und eventuelle Umweltrisiken befürchten. Das Argument der Einsparung von Pestiziden auf den Feldern durch gentechnisch veränderte Pflanzen muss gegen integriertes Management der Schädlingsbekämpfung abgewogen werden; ein Ernährungsnutzen von gentechnisch veränderten Nahrungspflanzen konnte bisher nicht überzeugend nachgewiesen werden.

Als Ausweich-Argumentation zum Nutzen der Grünen Gentechnik wird immer wieder die Welternährung herangezogen; diese Argumentation ist leicht als Hilfskonstruktion erkennbar, um über fehlende Notwendigkeit in Deutschland hinwegzutäuschen, und sie entbehrt der wissenschaftlichen Grundlage. Denn die effektive Bekämpfung des Hungers auf der Welt bedarf des Einsatzes eines Bündels von Maßnahmen, von denen die Steigerung von Ernteerträgen durch neues Saatgut nur eine sehr begrenzte Rolle spielen wird.