Zur Person:
Dr. Henning von der Ohe - KWS Saat AG

KWS Saat AG - Unternehmensentwicklung und Kommunikation

Dr. Henning von der Ohe ist Leiter des Bereichs Unternehmensentwicklung und Kommunikation der KWS SAAT AG in Einbeck. Sein Verantwortungsbereich umfasst die Analyse von Markt- und Wettbewerbsentwicklungen, die strategische Planung der KWS Gruppe, die interne und externe Kommunikation inkl. Ausbau der online-Medien, Umweltschutz und Qualitätsmanagement sowie die Betreuung des Ausbaus der KWS Aktivitäten im ökologischen Landbau. In der Kommunikation hat in den zurückliegenden Jahren das Thema Biotechnologie einen besonderen Schwerpunkt gebildet. Henning von der Ohe hat in Göttingen Landwirtschaft mit Schwerpunkt Agrarökonomie studiert und das Studium 1984 mit seiner Promotion abgeschlossen. Nach einer zweijährigen Tätigkeit im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium ist er seit 1986 bei der KWS SAAT AG beschäftigt.

Zur Veranstaltung:
Einführungsvortrag Dienstag den 1. Dezember:
„Gentechnik - eine Chance?“

Die Antwortet lautet ja: Gentechnik ist eine Chance! Seit dem ersten Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der praktischen Landwirtschaft im Jahr 1996 ist der Anbau kontinuierlich auf 125 Mio ha im Jahr 2008 angestiegen. Weit über 10 Mio Landwirte vor allem in Nord- und Südamerika sowie in Indien und China nutzen diese Technologie, weil sie im eigenen Anbau die damit zu realisierenden Vorteile erkannt haben. Diese auch in verschiedenen Studien nachgewiesenen Vorteile können wie folgt komprimiert zusammengefasst werden:

Zusätzlich sind in einer Reihe von Studien positive Umwelteffekte nachgewiesen worden, die neben der Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel auch die Reduzierung von Treibhausgasemissionen betreffen.Unabhängig davon stehen Projekte wie der Vitamin A Reis kurz vor der Markteinführung in Asien, mit denen deutlich positive Effekte auf die Gesundheit von Menschen erwartet werden.
In Europa sind gentechnisch veränderte Pflanzen bisher nur in sehr begrenztem Maße angebaut worden. Für die weitere Diskussion ist es aus Sicht der KWS unbedingt notwendig, diese Diskussion nicht pauschal, sondern anhand der konkreten Einzelfälle zu führen. Zu berücksichtigen ist, um welche Pflanzenart und um welches gentechnisch veränderte Merkmal es sich handelt. Hierauf basierend sind für die europäischen Anbauverhältnisse die Fragen der Koexistenz weiter abzuklären, um letztlich eine einvernehmliche, gesellschaftlich akzeptierte Lösung zu erarbeiten.
Die übermäßige Risiko-Diskussion in den vergangenen 15 Jahren in Europa hat zu einer Überregulierung im Bereich Grüne Gentechnik geführt, die es letztlich nur noch Groß- unternehmen erlaubt, in einen aufwändigen und teuren Deregulierungsprozess für gentechnisch veränderte Merkmale zu gehen. Die mittelständische deutsche Pflanzenzüchtung mit zurzeit noch rd. 50 Unternehmen wird dadurch erheblich benachteiligt, so dass die umfassende Kritik an der Grünen Gentechnik vor allem großen Unternehmen in die Hände spielt. Weitere Folge ist, dass in Deutschland kaum noch Forschernachwuchs im Bereich der modernen Pflanzenzüchtung heranwächst, was letztlich zu weiteren Wettbewerbsnachteilen deutscher Unternehmen führen wird.
Häufig wird in der Diskussion zur Grünen Gentechnik das Thema „Abhängigkeiten und Patente“ strapaziert. Dieses ist zweifellos ein wichtiges Thema, darf aber aus Sicht der KWS nicht mit dem Thema der Technologie per se verknüpft werden. Entwicklungen in diesem Bereich sind über das Kartellrecht, das Patentrecht und Sortenschutzrecht zu regeln.
Letztendlich ist für die Einführung einer neuen Technologie der sozio-ökonomische Nutzen für eine Gesellschaft der entscheidende Faktor. Die Themen Ernährung, Gesundheit und Klimawandel stellen dabei insbesondere die Pflanzenzüchtung vor so große Fragestellungen, dass vor diesem Hintergrund nicht leichtfertig auf eine einzelne Technologie verzichtet werden kann. Die Fortführung eines breiten gesellschaftlichen Diskurses hierüber ist von daher unerlässlich.