Zur Person:
Dr. Christoph Then - Scouting Biotech

Scouting Biotech
Test Biotech

Dr. Christoph Then ist Geschäftsführer der 2008 gegründeten Expertengruppe Testbiotech e.V. (www.testbiotech.org). Er ist ausgebildeter Tierarzt, koordinierte von 1992-1998 die Initiative „Kein Patent auf Leben!“ Von 1995-1998 war er Experte für Landwirtschaft und Gentechnik für die bayerische Landtagsfraktion der Grünen. Von 1999-2007 arbeitete er für Greenpeace Deutschland als Experte für Gentechnik und Patentierung. Er leitete dort mehrere Jahre auch den Bereich Landwirtschaft, Chemie, Gentechnik und Verbraucher.
Christoph Then ist auch als Koordinator für das Netzwerk „No Patents on Seeds“ tätig und berät insbesondere Greenpeace zu Fragen des Patentrechtes.

Zur Veranstaltung:
Workshop Mittwoch den 2. Dezember:
„Epigenetischer Einfluss“

Epigenetik ist ein Forschungsgebiet, das in jüngster Zeit erheblichen Auftrieb erhalten hat. Hier eröffnet sich eine neues Verständnis für die Vererbung, das nicht im Widerspruch zu bisherigen Anschauungen steht, aber doch wesentlich darüber hinausgeht. Zahlreiche Mechanismen sind inzwischen bekannt, durch die einzelne Gene aktiviert oder stillgelegt werden, komplexe Genaktivitäten moduliert werden, Vererbung über die Ebene der DNA hinaus möglich gemacht wird. Die Epigenetik wird ganz wesentlich für die Interaktion zwischen Genom und Umwelt angesehen, sie dürfte auch eine wesentliche Funktion in der Evolution spielen. Während die Funktionsweise des Genoms früher als linear und im wesentlichen durch die DNA determiniert angesehen wurde, zeigen die Mechanismen des Epigenoms, dass Vererbung und Genregulierung ganz wesentlich durch Nichtlinearität gekennzeichnet sind. Je weiter die Kenntnisse über das Epigenom wachsen, desto schwieriger ist die Frage zu beantworten, was eigentlich als ‘Gen’ bezeichnet werden soll und inwieweit Genaktivitäten und Genfunktionen vorhersagbar und steuerbar sind. Der australische Genforscher John Mattick beschreibt Gene beispielsweise als „fuzzy transcription clusters with multiple products.“

Diese neuen Erkenntnisse über die Funktionsweise von Genen steht im Widerspruch zu bisherigen technologischen Anwendungen von Genen, wie der Übertragung isolierter DNA im Rahmen der Agro-Gentechnik. Hier ging man bisher von einem Modell aus, das der Molekularbiologe Jack Heinemann pointiert als das „industrielle Gen“ bezeichnet: „Das industrielle Gen ist eines, das definiert, besessen, verfolgt werden kann, dessen Sicherheit ausreichend überprüft ist, dessen einheitliche Funktion nachgewiesen ist und das verkauft und zurückgerufen werden kann.“ (New York Times, 2007).

Welche Folgen wird der begonnene Paradigmenwechsel für die Anwendungen der Agro-Gentechnik haben? Wie vorhersagbar sind die technischen Qualitäten von gentechnisch veränderten Pflanzen wirklich? Noch gibt es hier sehr viel mehr Fragen als Antworten.