Geschichte des Körnerleguminosenanbaus

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Dr. Annkathrin Gronle, Jahrgang 1983, hat in Hohenheim Agrar-wissenschaften mit dem Schwerpunkt Pflanzenbauwissenschaften studiert. Von 2009 bis 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst tätig, wo sie in ein interdisziplinäres Forschungs-projekt zum Themenbereich Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit mit den Schwerpunkten Mischfruchtanbau und reduzierte Bodenbearbeitung im Erbsenanbau bearbeitete. Seit März 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel-Witzenhausen. Im Oktober 2014 beendete sie ihre Promotion an der Universität Kassel zum Thema Mischfruchtanbau von Sommer- und Wintererbsen mit Getreidepartnern bei flach- und tiefwendender Bodenbearbeitung.

Einige der wichtigsten Körnerleguminosenarten wurden bereits mehrere tausend Jahre v. Chr. in Kultur genommen, wobei die Domestikationsgebiete von China (Sojabohnen; um 4000 v. Chr.) über das Gebiet des fruchtbaren Halb-mondes (Wicken; um 5000 v. Chr.; Erbse und Linsen; vor 7000 v Chr.) bis hin zu den Andengebieten Süd-amerikas (Phaseolus Bohnen ca. 6000 v. Chr.) reichen. Bei einigen Körnerleguminosenarten konnte die Herkunft jedoch bislang nicht eindeutig geklärt werden, wie etwa bei Ackerbohnen oder der Kichererbse. Am Beispiel von Erbsen und Linsen werden Erklärungsansätze aufgezeigt, warum es trotz problematischer pflanzenbaulicher Eigenschaften und geringer Ertragsleistungen der Wildformen zu einer Domestikation der Körnerleguminosen kam, obwohl die im fruchtbaren Halbmond vorhandenen Getreidearten eine relative stabile Nahrungsquelle boten. Ausgehend von der Domestikation der Körnerleguminosen wird anschließend erläutert, wie sich die Leguminosen nach Mitteleuropa ausgebreitet haben und welche Bedeutung den Körner- aber auch Futterleguminosen von der Altsteinzeit bis zum Beginn des Weltkrieges in den Regionen Mitteleuropas zukam.



Anbau von Körnerleguminosen in der Praxis

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Dipl. agr. ing. Jan Wittenberg, Jahrgang 1968, hat an der TU-München-Weihenstephan und in Kiel Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Pflanzenbau studiert. Danach übernahm er diverse Betriebsleitertätigkeiten auf Ostdeutschbetrieben und bot zehn Jahre lang private Ackerbauberatung an. 2000 übernahm er den elterlichen Betrieb in Mahlerten, wo er u.a. seine Ölmühle baute. Jan Wittenberg stellte seinen Betrieb 2009 auf ökologischen Landbau um.

Seit einigen Jahren findet in Niedersachsen eine Renaissance der regional und bäuerlich organisierten Eiweißversorgung von Tier und Mensch statt. Dazu gehören der Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung.

Anbau: Seit fünf Jahren wird auf dem Betrieb von Jan Wittenberg Bio-Soja angebaut. Ein Netzwerk aus Bauern, diversen privaten Feldtagen und Vortagsveranstaltungen hat die Anbaufläche bis heute in Niedersachsen auf ca. 200 ha anwachsen lassen. Bio-Soja ist als neue interessante Kultur für eine Erweiterung unserer Fruchtfolgen am Ort des Bedarfes angekommen. In analoger Weise wurden auch heimische Körnerleguminosen wiederbelebt. So wird der Anbau von Bio-Soja, Wintererbsenge-menge und Weißer Lupine anhand von Bildern veranschaulicht.

Verarbeitung: Nach einem von Jan Wittenberg selbstentwickelten Verfahren werden die regionalen Sojabohnen auf der betriebseigenen Ölpresse zu einem qualitativ hochwertigen Sojaexpeller verarbeitet. Dieses Futtermittel wird wieder an Bauern (insb. Legehennenbetriebe) verkauft und ergänzt deren betriebseigene Futtermischung. Die Aufbereitung von Soja soll an dieser Stelle genauer beleuchtet werden.

Vermarktung: Der Idealfall ist, wenn der Legehennenhalter selbst Soja anbaut, es regional verarbeiten lässt und wieder zurückbekommt. Dies ergibt eine natürliche und qualitätsabhängige Preisfindung und die Wertschöpfung verbleibt auf dem Betrieb. Hier soll von Bauern-Netzwerken, Verarbeitern, Futtermischern und wiederrum Bauern berichtet werden

Züchtung von Körnerleguminosen

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Dr. Olaf Sass, Studium der Landwirtschaft an der Georg-August-Universität Göttingen von 1979 bis 1984. Im Anschluß erfolgte die Promotion am Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung in Göttingen bei Prof. Dr. Drs hc G: Röbbelen. Nach Abschluß der Promotion Pflanzenzüchter bei der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG in Hohenlieth, Holtsee. Dr. Sass ist außerdem Mitglied der Fachkommmission Produktionsmanagement der UFOP Berlin, Sektion Proteinpflanzen.

Die züchterische Bearbeitung der beiden Kulturartengruppen Ackerbohne und Erbse (Körnernutzung) hat in den letzten 30 Jahren eine Phase der anfänglichen Intensivierung durchlaufen, in der sowohl die Forschung als auch die private Züchtung deutlich zunahmen (1980igerJahre bis Anfang 1990iger Jahre) . Ergebnisse aus dieser Phase wirken , insbesondere bei den Ackerbohnen bis heute nach . So sind sowohl der Pflanzentyp als auch die Sortenstruktur der aktuellen Sorten bei Ackerbohnen und auch bei Erbsen durch diese Untersuchungen geprägt. Im Vortrag wird dieses beleuchtet.Leider hat nach dieser Hochphase eine kontinuierliche Reduktion des züchterischen Inputs stattgefunden. Entsprechend gingen die Sortenanmeldungen und Neuzulassung bis heute zurück. Gegenwärtig sind nur noch wenige Neuanmeldungen pro Jahr zu verzeichnen. Es wird der heutige, allgemein unbefriedigende Stand in der Züchtung dieser Kulturarten beschrieben. An einer Reihe von Beispielen soll jedoch auch illustriert werden, daß trotzdem bis heute signifikante Zuchtfortschritte sowohl im Bereich des Kornertrages als auch bei wichtigen agronomischen Merkmalen zu verzeichnen sind. Der relativ geringe Umfang der heutigen Züchtung und Forschung lässt für die Zukunft nur noch geringe Fortschritte erwarten.

Wirtschaftlichkeit des Körnerleguminosenanbaus

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Prof. Dr. Bernhard C. Schäfer, Jahrgang 1964, absolvierte die praktische Ausbildung im Landkreis Ahrweiler auf einem Betrieb mit Ackerbau, Milchvieh und Obstbau. Das Studium der Agrarwissenschaften nahm er an der Universität Bonn (Vordiplom) auf und schloss es in Göttingen (Diplom) ab. Es folgte die Promotion im Rahmen einer wissenschaftlichen Tätigkeit am Institut für Pflanzenpathologie und -schutz in Göttingen, an die sich eine achtjährige Tätigkeit als Berater für Pflanzenbau und -schutz in der Landwirtschaftskammer Hannover anschloss. Seit 2002 ist er am Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Südwestfalen in Soest als Professor für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung tätig. Daneben ist er wissenschaftl. Leiter des Versuchsgutes Merklingsen. Forschungsschwerpunkte sind Fragen der Bodenbearbeitung, Furchtfolgegestaltung und Körnerleguminosen.

Bei der Gestaltung von Fruchtfolgen wird in der landwirtschaftlichen Praxis häufig ein Kompromiss zwischen pflanzenbaulichen und ökonomischen Anforderungen gesucht. Grundlage für die Bewertung des ökonomischen Erfolges bildet dabei meist eine einfache Deckungsbeitragsrechnung. Geringe Deckungsbeiträge von Körnerleguminosen sind im konventionellen Anbau einer der Hauptursachen für den dramatischen Rückgang der Anbauflächen. Nachteil dieser Art von Rechnung ist die Tatsache, dass Vorfruchteffekte nicht berücksichtigt werden, bzw. bestenfalls indirekt der Folgefrucht zugeordnet werden. Nach einer Auswertung von erfolgreichen konventionellen Leguminosenanbauern im Forschungsprojekt LeguAN (Körnerleguminosen vom Anbau bis zur Nutzung) wurden in den Jahren 2012/13 Vorfruchtwerte von Leguminosen ermittelt. Wird statt der Deckungsbeitragsrechnung die sehr viel aufwändigere direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Leistung als Erfolgsmaßstab für die gesamte Fruchtfolge berechnet, können es die Körnerleguminosen mit vielen Vergleichsfrüchten aufnehmen. Die ökonomische Leistungsfähigkeit von Leguminosen wird in Deutschland unter konventionellen Anbaubedingungen häufig unterschätzt. Auch für die Bewertung im ökologischen Landbau lassen sich interessante Schlussfolgerungen ziehen.