Stadt Land Tisch: ein Beitrag der Schweisfurthstiftung über unsere Konferenz

„Es geht um unsere Zukunft, nehmen wir es in die Hand“ – Mit toller Eigeninitiative organisierte eine Gruppe von Studierenden der ökologischen Agrarwissenschaften (Uni Kassel/Witzenhausen) im Dezember 2017 die 25. Witzenhäuser Konferenz. Über 185 TeilnehmerInnen diskutierten an fünf Tagen das Thema Biodiversität im Ökolandbau in kreativen Workshops und mit hochkarätigen Referenten wie beispielsweise Prof. Dr. Peter Feindt (Humboldt-Universität Berlin, Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen). Unterstützt wurde die Jubiläumskonferenz unter anderem durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und die Schweisfurth Stiftung. (...)

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Pressemitteilung

25. Witzenhäuser Konferenz vom 05.-09.12.2017 an der Universität Kassel-Witzenhausen „Die ganze Palette – Biologische Vielfalt als Stärke der ökologischen Landwirtschaft“ von Anne Dirsch und Marie-Theres Machner.

Die 25. Witzenhäuser Konferenz am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen beschäftigte sich in diesem Jahr mit der Thematik Biodiversität in der ökologischen Landwirtschaft. Unter dem Motto: „Die ganze Palette – Biologische Vielfalt als Stärke der ökologischen Landwirtschaft“ hatten acht Studierende in monatelanger Vorbereitung ein bemerkenswertes Programm mit hochkarätigen ReferentInnen aufgestellt, das über 180 Studierende, LandwirtInnen, WissenschaftlerInnen und Interessierte anlockte.

In unserer Gesellschaft führt die Thematik etwa verglichen mit dem Klimawandel immer noch ein Nischendasein, obwohl die Wissenschaft die Brisanz deutlich erkennt: Der weltweite Rückgang biologischer Vielfalt gilt als stärkste Bedrohung für Gleichgewicht und Stabilität der Ökosysteme. Viele landwirtschaftliche Praktiken tragen nachweislich zu Artenrückgang und Diversitätsverlust bei. Der ökologischen Landwirtschaft ist es dagegen ein Anliegen, die Vielfalt mit angepassten Wirtschaftsweisen zu fördern. Wie steht es um dieses Ziel? Warum braucht die Landwirtschaft Biodiversität? Was sind ihre konkreten Vorteile und wie können diese genutzt werden?Diesen Fragen ging die Konferenz nach und behandelte dabei drei große Themenschwerpunkte. So wurde am ersten Tag die Notwendigkeit des Bewahrens von Boden und Natur behandelt und vertieft; der zweite Tag diente dem Verständnis des Nutzens von Vielfalt im Hinblick auf Rassen und Sorten, Erhaltung und Zucht; der dritte Tag widmete sich möglichen Vermarktungsstrategien biologischer Vielfalt.

Prof. Dr. Peter Feindt, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, machte in seinem Eröffnungsvortrag deutlich, dass der weltweite dramatische Artenverlust die gravierendste menschengemachte Naturveränderung neben dem Klimawandel und der Wasserverschmutzung ist. Gleichzeitig machte er auf das fehlende Bewusstsein für diesen Artenschwund in Politik und Gesellschaft aufmerksam.

Der erste Konferenztag begann mit einem Exkurs in die Naturphilosophie durch Prof. Dr. Harald Schwaetzer. Er ist Professor für Philosophie und Vizepräsident an der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues. Prof. Dr. Harald Schwaetzer erklärte das Schwinden des Verantwortungsbewusstseins für die Natur durch die Entfremdung des Menschen von seiner Umwelt. Heute geht es um die aktive Zuwendung zur Natur und um verantwortliches Handeln Exemplarisch machte dies im Anschluss der Bio-Landwirt Josef Braun am Beispiel seines eigenen Betriebes bei München deutlich: Das Konzept zur Förderung der Biodiversität in Ackerbau, Grünland und Tierhaltung wird durch ständiges Beobachten und Anpassen ständig weiter entwickelt. Nachmittags gab es ein zahlreiches Angebot von Workshops zu „Anbauverfahren und Bodenfruchtbarkeit“, „Naturschutz auf dem eigenen Betrieb umsetzen“, „Naturschutz und Soziale Landwirtschaft“ bis hin zu einem Bildungsworkshop „Boden und Natur für Kinder erlebbar machen“.

Der zweite Konferenztag stand unter dem Motto „Biologische Vielfalt nutzen“. Dabei referierten Dr. Martina Henning und Inga Günther zu den unterschiedlichen Wegen, biologische Vielfalt in der Nutztierhaltung zu erhalten, einerseits durch die Konservierung von Fortpflanzungszellen in Flüssigstickstoff bei −196 °C, andererseits durch aktive ökologische Züchtung am Beispiel eines Zweinutzungshuhns. Da es bislang keine ökologischen Selektionsstandorte gibt, sondern die Zucht unter konventionellen Fütterungsbedingungen und in Käfigen stattfindet und zudem ein weltweites Zuchtmonopol herrscht, hat Inga Günther die gemeinnützige GmbH Ökologische Tierzucht gegründet. Auf die Notwendigkeit der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der ökologischen Pflanzenzüchtung wurde durch Prof. Dr. Gunther Backes und Dr. Bernd Horneburg hingewiesen - hier gibt es Herausforderungen der Finanzierung und Patentierung. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Tomatensorte Sunviva, die mit einer OpenSource Saatgut Lizenz vertrieben wird. Ihr Saatgut darf somit weiter vermehrt und zur Züchtung genutzt werden. Nachmittags konnten Workshops zu den Themen „Erhalt alter Nutztierrassen“, „Sortenverarmung im Erwerbsobstbau“, „Getreidezüchtung im ökologischen Landbau“, „Kindern biologische Vielfalt nahe bringen“ besucht werden, ferner wurde eine Exkursion zum Biohof Düna im Harz sowie ein Kochworkshop mit alten Sorten angeboten.

Am dritten Konferenztag standen Konzepte und Beispiele im Mittelpunkt, wie sich die Förderung biologischer Vielfalt finanziell rechnen kann. Dr. Christina Bantle zeigte anhand verschiedener Projekte auf, wie VerbraucherInnen für das Thema sensibilisiert werden können. Ein Beispiel dafür ist eine Initiative zur Pflanzung alter Sorten durch BürgerInnen in Berlin-Marzahn. Wichtig für den Erfolg solcher Projekte sei die Selbstwirksamkeit der Verbraucher, also der eigene Einfluss auf den Erhalt biologischer Vielfalt. Bio-Landwirt Stefan Itter aus Kassel veranschaulichte die Vermarktung von vielfältig und hochwertig erzeugten biologischen Produkten anhand seiner Kooperation mit Bäcker, Metzger und Gastronom. Vertrauensvolle Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Vermarkter und Endverbraucher beschrieb er als wichtige Erfolgsfaktoren. Anhand des Projektes ProSpecieRara beschrieb Ann-Kathrin Söllner, wie alte Gemüsesorten im Lebensmitteleinzelhandel erfolgreich vermarktet und so erhalten werden können. Die anschließenden Workshops beschäftigten sich mit den Themen „Standards und Labels in der Lebensmittelbranche“, „Verbraucherkommunikation“, „Biodiversitätsförderung durch Vermarktung“ sowie „Comic als Medium für Vermittlung und Aufklärung“. Am Abend wurde das 25. Jubiläum der Witzenhäuser Konferenz mit einem großen Buffet, zubereitet aus alten Sorten und Rassen, einem Rückblick von Studienkoordinator Holger Mittelstraß und einem rasanten Konzert gefeiert.

Den Abschluss am vierten Tag bildete eine hitzige Podiumsdiskussion unter der Frage „Vielfalt fördern – Der Wille ist da, wo ist der Weg?“ mit Dr. Thomas Meier vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der Geschäftsführerin des Anbauverbandes Biopark e.V. Dr. Delia Micklich, dem Betriebsleiter des Lämmerhofes Detlef Hack sowie Michael Grolm, Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ in Mitteldeutschland. Prof. Dr. Ulrich Hamm leitete die Podiumsdiskussion. Deutlich wurde: Oft behindern Bürokratie und Gesetzgebung Landwirte dabei, mehr Biodiversität auf den Höfen umzusetzen. Wenn der politische Wille da wäre und z.B. die Bewirtschaftung kleiner Schläge und die Schaffung und Pflege von Biotopstrukturen in der Kulturlandschaft anders gefördert würden, würden sich auch mehr Landwirte dafür engagieren. Zur Erreichung der von der Bundesregierung gesetzten Biodiversitätsziele wurde in Diskussionsbeiträgen u.a. die Ausweitung des Ökologischen Landbaus, die Förderung von kleineren Strukturen und Landschaftselementen, die Verbraucheraufklärung, sowie die Förderung von Eigeninitiative bei gleichzeitiger Reduzierung des bürokratischen Aufwandes bei der Umsetzung gefordert. Dr. Thomas van Elsen von der Universität Kassel-Witzenhausen fasste in seinem Abschlussbeitrag den durch die Konferenzwoche gespannten Bogen zusammen. Auch in den Witzenhäuser Studiengängen könnte der Thematik biologische Vielfalt ein noch größerer Stellenwert eingeräumt werden, um LandwirtInnen und AgrarexpertInnen auszubilden, die in ihrem Beruf aktiv biologische Vielfalt in die Praxis der Ökologischen Landwirtschaft als Wirtschaftsziel integrieren und in Wert setzen.

Im April 2018 wird der Tagungsband zur Konferenz erscheinen und kann bestellt werden über konferenz@wiz.uni-kassel.de.

Vortrag von Prof. Dr. Gunther Backes  Teilnehmer der Konferenz

Landwirtschaft: Artenvielfalt ist Thema der 25. Witzenhäuser Konferenz - ein Artikel der HNA über unsere Konferenz

Wenn die biologische Vielfalt auf der Welt weiter zurückgeht, ist das Ökosystem Erde in Gefahr. Darauf wollen Studierende aus Witzenhausen mit einer Tagung aufmerksam machen. Die Erkenntnis, welch wichtige Rolle die Artenvielfalt spielt, ist in der Wissenschaft weit verbreitet, in Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft jedoch noch nicht. „Der Verlust der Artenvielfalt wird nicht ernst genommen“, sagt Anne Dirsch, die am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften studiert. (...)

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"Sorge um Artenvielfalt" - ein Beitrag des HR über unsere Konferenz

Die Situation sei kritisch, sagen Wissenschaftler. "Der weltweite Rückgang biologischer Vielfalt ist die stärkste Bedrohung für die Umwelt" Auf dieses Problem weisen sie während einer Konferenz in Witzenhausen hin – und erörtern Vorschläge, wie es besser laufen kann.

Den kompletten Fernsehbeitrag finden Sie hier.

Pressemitteilung

26.10.2017
Witzenhäuser Konferenz zum Thema Biologische Vielfalt
 
In diesem Jahr findet vom 05. bis 09. Dezember die 25. Witzenhäuser Konferenz statt und trägt den Titel "Die ganze Palette - Biologische Vielfalt als Stärke der ökologischen Landwirtschaft".
Der Rückgang der Biodiversität stellt die stärkste Bedrohung für Gleichgewicht und Stabilität von Ökosystemen dar. Während viele landwirtschaftliche Arbeitsweisen dabei eine tragende Rolle spielen, ist es der ökologischen Landwirtschaft ein zentrales Anliegen, dem Diversitätsverlust mit angepassten Wirtschaftsweisen entgegenzuwirken. Doch wie steht es um dieses Ziel und welche Möglichkeiten bestehen, ihm gerecht zu werden? Wie trägt die biologische Vielfalt zum Funktionieren der ökologischen Landwirtschaft bei? Und wie können diese Vorteile gezielt in der Vermarktung von Ökoprodukten genutzt und in der Schulbildung jungen Menschen lebendig nahegebracht werden? Diesen Fragen soll im Rahmen der Konferenz nachgegangen werden!
 
Weitere Informationen können Sie auch dem Flyer entnehmen: