Dr. Guido Nischwitz

Zur Person

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Abschluss als Diplom-Geograph, 1991
Universität Vechta: Promotion, 1995
Seit 2004: Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw), Universität Bremen; Stellv. Leiter der Abt. III: Regionalentwicklung und Finanzpolitik
1997 – 2004: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gGmbH, Berlin
Seit 2005: Gewähltes Mitglied der Akademie für Raumforschung und Planung (ARL) der Leibnitz-Gemeinschaft, Hannover

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Regionale Daseinsvorsorge; Multi-Level / Regional Governance; Regionale Entwicklungspolitiken; Ländliche Räume; Produktive Stadt; Evaluation und Monitoring

Zum Vortrag

4.12.19 | 11:00 - 12:00 Uhr

"Lobbyverflechtungen in der Landwirtschaft"

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum agrarstrukturellen Wandel, Rückgang der Biodiversität, zu Nitratbelastungen der Gewässer und klimaschädlichen Emissionen sind mehr als eindeutig und vielfach dokumentiert. Dennoch hat es in vielen Bereichen der europäischen und deutschen Agrar- und Umweltpolitik kaum Fortschritte zur Lösung drängender Problemlagen gegeben. Es steht der Vorwurf im Raum, dass viele ambitionierte Bemühungen um Reformen systematisch von Interessenvertretern/innen verhindert oder deutlich verwässert werden.

Vor diesem Hintergrund wurden in einer Studie des iaw (04/2019) die Ausgestaltung und Ausrichtung des Agribusiness-Netzwerks in Deutschland untersucht. Das Ziel: Erkenntnisse zu möglichen Einflussnahmen auf agrarpolitische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse und zu dahinter stehenden Netzwerken und Akteuren zu gewinnen. Für den Zeitraum von 2013 bis 2018 wurden Vernetzungen von über 90 Akteuren sowie von 75 Institutionen anhand öffentlich zugänglicher Informationen ausgewertet und zusammengeführt. Mehr als 560 personelle und institutionelle Verflechtungen konnten so innerhalb des Agribusiness-Netzwerks identifiziert und anhand von Informationsgrafiken visualisiert werden.

Gekaufte Agrarpolitik? Wie Industrie und Agrarlobby durchregieren. So lautet der zugespitzte Titel der ARD-Dokumentation und -Reportage „Die Story im Ersten“ vom 29. April 2019, die in Kooperation mit dem Projektteam der Studie entstanden ist. Im Vortrag wird der Schwerpunkt auf nachvollziehbare Vernetzungsstrukturen des Agribusiness und des Deutschen Bauernverbands gelegt. Neben Hinweisen zu erfolgreichen politischen Einflussnahmen werden auch Empfehlungen zu mehr Transparenz und Gemeinwohlorientierung in der Agrarpolitik vorgestellt.