Zur Person:
Prof. Dr. Heiko C. Becker -
Universität Göttingen

Uni Göttingen - Abteilung Pflanzenzüchtung

Aktuelle Forschungsschwerpunkte:
Zuchtmethodik und Selektionstheorie; Kombination von klassischen und biotechnologischen Verfahren der Pflanzenzüchtung; Nutzung genetischer Ressourcen; Nährstoffeffizienz; Verbesserung der Samenqualität bei Raps

Sonstiges:
1999 – 2001 Dekan der Fakultät für Agrarwissenschaften, Göttingen
1992 – 2001 Chairman der Sektion “Oil and Protein Crops” der EUCARPIA (Europäische Gesellschaft für Züchtungsforschung)
1998 – 2007 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der BAZ (Bundesanstalt für Züchtungsforschung)
2000 – 2005 Editor-in-Chief von „Theoretical and Applied Genetics“
Mitglied im Editorial Board von “Plant Breeding”, “Journal of Applied Genetics”, “Genetic Resources and Crop Evolution” und “Journal of Zhejiang University”

Zur Veranstaltung:
Vortrag Mittwoch den 2. Dezember:
„Klassische, ökologische und gentechnische Züchtungsmethoden und Ziele – ein Überblick“

Pflanzenzüchtung ist die Nutzung der genetischen Variation, um Kulturpflanzen besser an die Bedürfnisse des Menschen anzupassen. Bei den klassischen Züchtungsmethoden werden neben der spontan auftretenden genetischen Variation gezielte Kreuzungen und künstliche Mutationsauslösungen als Quellen genetischer Variation genutzt. In modernen Zuchtprogrammen hat dabei die Kreuzung als Methode zur Erzeugung von genetischer Variation die weitaus größte Bedeutung. Durch Einsatz der Gentechnik ist es heute zusätzlich möglich, Gene aus nicht kreuzbaren Arten zu nutzen, sowie in einer Fruchtart vorhandene Gene gezielt in ihrer Wirkung zu verstärken oder zu unterdrücken.

Ökologische Züchtungsmethoden zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass auf bestimmte züchterische Möglichkeiten verzichtet wird, neben der Gentechnik teilweise auch auf die Mutationsauslösung, und in extremen Fällen werden sogar künstliche Kreuzungen abgelehnt. Auch werden die Möglichkeiten zum Einsatz molekularer Marker zurückhaltender beurteilt als in der klassischen Pflanzenzüchtung.

Hinsichtlich der Zuchtziele bestehen zwischen klassischer und gentechnischer Züchtung keine grundsätzlichen Unterschiede. Die praktische Anwendung der Gentechnik beschränkt sich zur Zeit allerdings ausschließlich auf die Zuchtziele Herbizidtoleranz und Insektenresistenz. In der ökologischen Pflanzenzüchtung werden als zusätzliche Zuchtziele vor allem Konkurrenzfähigkeit gegen Unkräuter und Resistenz gegen samenübertragbare Krankheiten beachtet. Auch die Nährstoffeffizienz hat eine größere Bedeutung als in der klassischen Züchtung.

Der Begriff „ökologische Pflanzenzüchtung“ ist allerdings bisher nicht klar definiert, und es gibt einen fließenden Übergang zur klassischen Pflanzenzüchtung. Der Einsatz der Gentechnik dagegen lässt sich von klassischen und ökologischen Züchtungsmethoden eindeutig abgrenzen und unterliegt speziellen gesetzlichen Regelungen. Ziel dieses „Grundlagenvortrags“ ist es, sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen klassischen, ökologischen und gentechnischen Züchtungsverfahren herauszuarbeiten. Der Beitrag soll auch als „Impulsreferat“ Anregungen für die weiteren Diskussionen während der 17. Witzenhäuser Konferenz liefern.