Zur Person:

  • Studium der Agrar- und Sozialwissenschaften an den Universitäten TU München-Weihenstephan, Essen und Dortmund; 1996 Promotion in Soziologie an der Universität Essen;
  • arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Essen und Göttingen; als Gastprofessorin an der HU Berlin, den Universitäten Göttingen und Innsbruck;
  • Forschungsstipendiatin beim DFG-Graduiertenkolleg Geschlechterverhältnis und sozialer Wandel, Universität Dortmund (D) und am Five College Women Studies Research Center in Mount Holyoke (USA);
  • seit 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gebirgsforschung: Mensch & Umwelt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Innsbruck. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Rurale Frauen- und Geschlechterforschung, Agrar-, Ernährungs-, Umweltsoziologie, Agrarwissenschaftsgeschichte, Methoden der empirischen Sozialforschung.

 

Vortrag:
"Anerkennung und Wertschätzung für Landwirtschaft und Landbewirtschafter_innen"

Während die geringe Wertschätzung der Lebensmittel auf politischer Ebene zunehmend
problematisiert wird, werden die Diskussionen zur Landwirtschaft weiterhin vor allem unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt: Wie hoch ist der Anteil der Land‐ und Forstwirtschaft an
der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft? Wie kann die lokale Wertschöpfung
landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch Regionalmarketing verstärkt werden? Ist die
Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung für Landschaftspflege und Umweltschutzleistungen weiter
gegeben?
Die Forderungen nach einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung der Agrar‐ und
Ernährungswirtschaft haben bewirkt, dass ökologische Aspekte nach und nach integriert werden. Die
darüber hinaus notwendigen sozialen und kulturellen Facetten werden erst langsam berücksichtigt
und in ihrer Reichweite anerkannt und wertgeschätzt. Unterstützend könnte sich auswirken, wenn
der Landwirtschaft mit Blick auf Bevölkerungswachstum, Ernährungssicherheit und
Regionalentwicklung im Diskurs zu Klima‐ und globalem Wandel neue Aufmerksamkeit zukommt.
Doch welche Art von Landwirtschaft wollen oder können wir heute im Zeitalter von Globalisierung,
Gentechnologie, Lebensmittelskandalen und Konventionalisierungstendenzen im Bio‐Landbau
gesellschaftlich anerkennen und wertschätzen? Wie die Verhandlungen um die zukünftige
Gestaltung der EU‐Förderpolitik zeigen, ist es angesichts der zweigleisigen Entwicklungen des
Agrifoodsektors sowie der europäischen Agrar‐, Regional‐ und Umweltpolitik äußerst schwierig,
hierzu einen Konsens zu finden.
Weitere Herausforderungen ergeben sich auf der Ebene der bäuerlichen Familienbetriebe und
Hofgemeinschaften angesichts einer großen Vielfalt an (Mehrfach‐)Qualifizierungen und
unterschiedlichen Vorstellungen zu Betriebs‐, Diversifizierungs‐ und Erwerbskonzepten sowie zur
work‐life‐balance. Soll es gelingen, die Höfe als soziale und kulturelle Orte wieder zu beleben und die
Beiträge aller Beteiligten wertzuschätzen, gilt es Widersprüche zwischen betrieblichen, individuellen
und gemeinschaftlichen Interessen zuzulassen und Strategien zu entwickeln, den unterschiedlichen
Belangen zur passenden Zeit gerecht zu werden.