Zur Person:

  • Norbert Jung, ist am 11.1.43 in Neustrelitz/Mecklenburg geboren
  • 1961-1966 Biologiestudium (Päd.) an der E.-M. Arndt - Universität Greifswald; Fachgruppe Ornithologie;
  • Danach war er Wiss. Mitarbeiter der Naturschutzverwaltung Bez. Neubrandenburg (Artenschutz/ Avifaunistik/ Schutzgebietsmanagement/ Ökotoxikologie)
  • 1980 ging er im Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Berlin der Betreuung und den Studien bei geistig schwer Behinderten und Langzeitpatienten nach. Er wurde Stationsleitung und arbeitete als Psychotherapeut, Gruppentrainer und Supervisor.
  • 1986 promovierte er zum Dr. rer. nat. (Humanethologie/Psychiatrie)
  • 1996 absolvierte er eine  Ausbildung "Supervision und Organisationsberatung", an der WIT (Uni Tübingen)
  • Ab 1990 Dozent am Institut für Verhaltenstherapie Lübben und Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Grüne Stadtverordnetenversammlung Berlin
  • 1996 Professorenstellvertretung HNE Eberswalde (FH): Konzept und Aufbau des Lehrgebietes Umweltbildung
  • 2000 Erstberufung auf die Professur Umweltbildung (Umweltbildung, Umwelt- und Ökopsychologie, Psychobiologie, Kommunikation)
  • 2008 Versetzung in den Ruhestand
  • 2009 Gründung der Tagungsreihe „Eberswalder Symposiums für Umweltbildung“ (zusammen mit Hochschularbeitsgruppe).
  • Ab 2010 Mitherausgeber der Schriftenreihe „Eberswalder Beiträge zu Bildung und Nachhaltigkeit“ (Budrich)
 
Vortrag:
"Wie Werte wachsen..."

Das Wort „Krise“ hat beste Chancen, zum Wort des Jahres 2011 zu avancieren: Umwelt-, Wirtschafts-, Finanz- und auch Bildungs- und Kulturkrise. Gesellschaftskrise ist auch für Konservative kein Fremdwort mehr. Von Wertekrise traut sich noch niemand zu sprechen – sind die herrschenden westlichen Werte also heilige Kühe? Geld als zentraler Wert ist fragwürdig geworden. Den Auftakt zu einem Kulturwandel zur Nachhaltigkeit hin gab der Club of Rome bereits 1972. Wird Wertewandel angesprochen, hört es sich oft so an, als passiere der eben mal so und irgendwo hin. So ist gründlich darüber nachzudenken, was Werte sind, wie und woher sie überhaupt in die Welt gekommen sind, welche Bedeutung welche Werte in unserem Leben haben und wie sie in uns entstanden. Dazu müssen wir nicht nur Geistes- und Kulturwissenschaften heranziehen, sondern vor allem Humanwissenschaften, wie Evolutionsbiologie, Öko- und Sozial-psychologie. Werte sind innere Kräfte, die auf ein Ziel ausgerichtet sind (Laszlo). Insofern haben Wesen und Dinge auch für Tiere Wert. Mit Ernst Mayr u.a. gehe ich davon aus, daß die Entstehung von Werten und Ethik als soziale Notwendigkeit aus der Evolution zu erklären ist. Damit ist die Bereitschaft zur Wertebildung tief in unserem Unbewussten verankert. Das wiederum bedeutet, dass sie durch ihre emotionale Verankerung entscheidend sind für Denken, Überzeugung und Handeln und nicht rationale Logik. Unsere Werte werden nach von Hayek und Temb-rock aus drei Quellen gespeist: Unserer eigenen Natur (Evolution), unserer kollektiven Erfahrung (Tradition) und unserer eigenen Erfahrung und Vernunft (Ontogenese). Für die Bildungarbeit ist es also wichtig zu prüfen, ob und welche Werte  sozusagen „vorhanden“ sind oder „erzogen“ werden müssen. Der sog. „naturalistische Fehlschluß“(Moore) – aus der Natur könnten wir nicht auf Gut und Schlecht schließen, also keine Werte beziehen – wird als cartesianischer Dualismus zurückgewiesen. Da der Mensch ein Naturwesen ist, dürfen wir auch für Natur überhaupt einen Eigenwert annehmen (Mitweltethik; Tiefenökologie). In der Praxis ist davon auszugehen, dass Werte weniger im eigentlichen Sinne „vermittelt“, also gelehrt werden können. Viel mehr entstehen sie als Wechselspiel zwischen innen und außen, zwischen biologischen Anlagen, kultureller Tradierung (z.B. Familie), Interessenlage und vor allem konkreten Erfahrungsmöglichkeiten. Daher kommt der direkten, zeitintensiven und weitgehend eigenständigen Beschäfti-gung mit Natur, in landwirtschaftlicher Nutzung wie in freier Natur, eine Schlüsselrolle zu. Dies lässt nicht nur Werte entstehen, sondern zudem ein Natur- und Weltbild, das für nachhaltige Entwicklung förderlich ist.