Dr. Carl Vollenweider

Zur Person

Der Entwicklung heterogener Populationen bei Weizen, Gerste, Mais und anderen Kulturarten wird großes Potential als Anpassungsstrategie an die Auswirkungen des Klimawandels zugeschrieben. Obwohl dieser Ansatz langjährigen Entwicklungen und etablierten Strukturen in der Landwirtschaft, Züchtung und im Saatgutrecht diametral entgegensteht, haben sich in den letzten Jahren in diesem Bereich interessante Perspektiven eröffnet. 

Dr. Carl Vollenweider ist Mitarbeiter der Forschung & Züchtung Dottenfelderhof mit dem Schwerpunkt Populationszüchtung bei Weizen und Mais.  

Zum Vortrag

6.12.19 | 11:00 - 13:00 Uhr

Podiumsdiskussion: "Genome Editing oder Populationszucht? - Pflanzenzüchtung im Klimawandel"

Es gibt eine Reihe von Gründen, die für das Potential heterogener Populationen als Anpassungsstrategie an die Auswirkungen des Klimawandels sprechen. Dazu gehören eine  hohe Ertragsstabilität besonders unter schwierigen Anbaubedingungen, die Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte (Blatt-)Krankheiten, welche bei ändernden klimatischen Bedingungen mit erhöhter Virulenz auftreten könnten sowie die Adaptionsfähigkeit von Populationen. Darüber hinaus können in Populationen pflanzengenetische Ressourcen „dynamisch“ erhalten werden, die als Ausgangsmaterial für die Züchtung von klimaresilienten Sorten und Populationen verwendet werden können. Dieser Ansatz könnte eine unverzichtbare Rückversicherung für die gesamte Landwirtschaft und Züchtung darstellen. 

Es sollte dennoch beachtet werden, dass mit der Umsetzung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel letztlich nur Symptombekämpfung betrieben wird. Solche Anpassungsstrategien sind in ihrem Potential beschränkt und laufen stets Gefahr, zu unbeabsichtigten, negativen Auswirkungen in andern Bereichen zu führen. Diese Überlegung mahnt also zur Vorsicht: So ist auch die (Ertrags-)Wirkung der Vorteile von Populationen nicht zu überschätzen. Andererseits wird mit der Populationszüchtung ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt mit dem auch strukturellen, sich mit dem Fortschreiten des Klimawandels weiter verschärfenden Problemen in der Landwirtschaft begegnet werden kann. Mit Populationen kann bspw. der Zugang von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern v.a. in Ländern des Globalen Südens zu angepasstem Saatgut erleichtern werden. Damit verbunden sind wiederum Fragen in Bezug auf geistige Eigentumsrechte für heterogenes Vermehrungsmaterial, ein Thema das in der EU und Deutschland in den letzten Jahren auf politischer Ebene intensiv diskutiert wurde und bei welchem sich interessante Perspektiven eröffnet haben.