Prof. Dr. Albert Sundrum

Zur Person

Prof. Dr. Albert Sundrum ist 1956 zur Welt gekommen und ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, Er studierte die Veterinärmedizin in Berlin und Hannover, hat praktische tierärztliche Erfahrungen und promovierte 1987 in Göttingen. Von 1987 - 1998 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Organischen Landbau an der Universität Bonn und ist seit 1999 Leiter des Fachgebietes Tierernährung und Tiergesundheit im Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel-Witzenhausen. Von 2002 bis 2012 war Herr Sundrum Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat “Agrarpolitik” des BMEL.

Zum Vortrag

Mittwoch, 08.12.21 | 12:00 - 13:15 Uhr
Entwicklung der ökologischen Nutztierhaltung von 1990 – 2020

Die Pioniere des Öko-Landbaus haben die Nutztiere vor allem als Verwerter von Grünaufwüchsen und als Mistproduzenten, ansonsten aber eher randständig beachtet. Dies änderte sich erst mit der EG Verordnung (1804/1998). Die gesetzlichen Vorgaben gingen weit über die privaten Richtlinien der Öko-Verbände hinaus. Maßgeblich für die weitere Entwicklung wurde die durch Skandalmeldungen beförderte Nachfrage nach tierischen Ökoprodukten. Eine das Angebot übersteigende Nachfrage ermöglichte höhere Marktpreise und eine Entkoppelung vom volatilen konventionellen Preisniveau. Um Gewinne realisieren zu können, erforderten höhere Aufwendungen und steigende Produktionsmittelpreise eine fortlaufende Senkung der Produktionskosten.

Die Frage, ob mit den erhöhten gesetzlichen Standards auch ein höheres Niveau an Produkt- und Prozessqualitäten (Tierschutz-, Umweltschutzleistungen) einhergeht, hat bislang weder die Primärerzeuger noch die Abnehmer der Produkte groß interessiert. Daher verwundert es nicht, wenn in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen zwischen Öko- und Kon-Betrieben im In- und Ausland keine grundlegenden Unterschiede bei diversen Merkmalen der Produkt- oder Prozessqualitäten ermittelt wurden. Ohne eine Höherwertigkeit der Produkte steht das Geschäftsmodell auf sehr wackligen Füßen. Es wird geschlussfolgert, dass die ökologische Landwirtschaft ohne eine evidenzbasierte Qualitätserzeugung in der Nutztierhaltung auf lange Sicht nicht zukunftsfähig sein wird.