Prof. Dr. Oliver Mußhoff

Zur Person

Prof. Dr. Oliver Mußhoff leitet den Arbeitsbereich Landwirtschaftliche Betriebslehre des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Georg-August-Universität Göttingen. Er promovierte und habilitierte im Bereich Agrarökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsinteressen umfassen quantitative Planungsmethoden, das Management von Klimarisiken und die experimentelle Analyse des unternehmerischen Entscheidungsverhaltens.

Zum Vortrag

Freitag, 10.12.21 | 09:00 - 10:30 Uhr

Notwendigkeit und kritische Reflexion der Agrarökonomie

 

Lange Zeit kamen zur Abschätzung der Folgen verhaltenssteuernder politischer Maßnahmen (wie die Einführung oder Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes) hauptsächlich Rational-Choice-Modelle zum Einsatz, die von der Verhaltensannahme eines vollständig informierten und ausschließlich gewinnmaximierenden homo oeconomicus ausgehen. Reale Wirtschaftssubjekte verfolgen aber in aller Regel Mehrfachziele (wie Gewinn- und Sicherheitsstreben). Sie verhalten sich zudem begrenzt rational. Deshalb besteht bei Rational-Choice-Ansätzen die Gefahr, dass Art und Geschwindigkeit des Anpassungsverhaltens an veränderte Rahmenbedingungen falsch eingeschätzt werden und damit Maßnahmen für Akteure entworfen werden, die es in der Realität nicht gibt.

Damit stellt sich die Frage, wie man zuverlässig abschätzen kann, wie sich Menschen tatsächlich verhalten und wie sie im Lichte neuer Rahmenbedingungen ihr Verhalten verändern. Die Beantwortung dieser Frage ist auch deshalb so relevant, weil damit ein verbessertes Verständnis von Anpassungsprozessen in der Landwirtschaft möglich wird. Letztlich kann es so gelingen, den Strukturwandel und die Wettbewerbsfähigkeit von Agrarunternehmen adäquater zu prognostizieren und zielführendere Politikempfehlungen zu geben.

Seit jüngerer Zeit werden zur akteursorientierten Analyse der Wirkungen von Politikmaßnahmen ökonomische Experimente eingesetzt, in denen von jedem Teilnehmer unter systematisch kontrollierten Spielregeln unternehmerische Entscheidungen abverlangt werden. In diesem Beitrag werden ausgewählte Beispiele präsentiert, die (a) das Ausmaß begrenzter Rationalität landwirtschaftlicher Entscheider, (b) die Vorhersage von Verhaltensanpassungen auf der Basis von Rational-Choice-Ansätzen und (c) die mit Hilfe von incentivierten ökonomischen Experimenten abgeleitete, tatsächlich zu erwartende Verhaltensanpassungen verdeutlichen.