Die Kontroverse um Soja
Uwe Brede, Jahrgang 1966, absolvierte die landwirtschaftliche Ausbildung auf Betrieben mit Schwerpunkten Milchwirtschaft und intensiver Ackerbau mit Gemüse und Hackfruchtanbau. Danach arbeitete er für 1 Jahr als Gehilfe auf dem elterlichen Betrieb in Baunatal-Guntershausen, was Voraussetzung für die Fachschule für Technik der Agrarwirtschaft in Fritzlar war, welche er als Agrartechniker mit Fachhochschulreife abschloss. Im Anschluss studierte er 2 Semester Milchwirtschaft (Dairy-Farming) in England. Daran schloss sich das Studium der Agrarwirtschaft in Witzenhausen an. Zeitgleich wurde der elterliche Betrieb gepachtet und 1989 mit der Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise begonnen. Nach Abschluss des Studiums hat Herr Brede die Hessische Staatsdomäne Niederbeisheim gepachtet und einen weiteren kleinen Betrieb hinzugepachtet. Bereits 1991 waren sie Biolandmitgliedsbetrieb und die hinzugepachteten Betriebe wurden ebenfalls umgestellt. Die Schwerpunkte lagen dann bei der Etablierung einer ökologischen Saatgut-Vermehrung und der Einrichtung der Legehennenhaltung. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit als Landwirt sind seit 20 Jahren der pfluglose Ackerbau auf den eigenen Betrieben und seit nunmehr 5 Jahren die Umstellung der Saatgutvermehrung in eine eigene Vorstufenvermehrung mit der dazugehörigen Züchtungsarbeit. Eigens hierfür wurde die "Ökosaatzucht eG" gegründet, dessen Vorstansvorsitzender Herr Brede ist. Darüberhinaus vertritt er einige Ehrenämter in Bundesfachausschüssen und ist Vorstandsmitglied des Regionalbauernverbandes.
Herr Uwe Brede wird in seinem Vortrag eine kurze Evaluierung der Eiweißversorgung geben sowie einen Erfahrungsbericht aus dem eigenem Betrieb. Praktischer Handlungsbedarf und Lösungsvorschläge werden vorgestellt und politische Notwendigkeiten beleuchtet.
Mag. Ursula Bittner studierte International Development an der Universität Wien mit Spezialisierung in der Landwirtschaft, Europäische Agrarpolitik, Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität . Darüber hinaus absolvierte sie ein MBA-Studium mit Spezialisierung in General Management der California Lutheran University, USA. Sie war für verschiedene NGOs im Bereich Gesundheit , Ernährung und Landwirtschaft beschäftigt, bevor sie in die Soja Branche wechselte. Seit 2011 managt sie den Verein Soja aus Österreich und den Verein Donau Soja. Ursula Bittner setzt sich für eine nachhaltige, regionale und gentechnikfreien Eiweißversorgung in Europa und eine gesunde und Ernährung auf pflanzlicher Basis ein.
Mag. Ursula Bittner ist Vereinsmanagerin von Donau Soja und stellt in ihrem Vortrag die Aufgabe des Vereins vor: Donau Soja ist eine 2012 gegründete, gemeinnützige Initiative mit 160 Mitgliedern in 16 Ländern im Donauraum - von Deutschland und der Schweiz bis zum Schwarzen Meer. Der Aufbau einer europäischen Eiweissversorgung in Partnerschaft zwischen Produzenten und Abnehmern, die Wiedereingliederung von Leguminosen in die Fruchtfolge und ein nachhaltiger, gentechnikfreier Sojaanbau unter einem Qualitätssicherungsprogramm und unter einer gemeinsamen Marke sind Hauptpfeiler der Aktivitäten. Inzwischen stehen über 500.000 Tonnen zertifiziertes Donau Soja in allen nötigen Qualitäten zur Verfügung. Damit können Markenprogramme glaubwürdig statt gentechnikverändertem Überseesoja auf heimische Landwirtschaft setzen und damit Konsumentenbedürfnisse nach Nachhaltigkeit, Gentechnikfreiheit und Regionalität bedienen.
Moderation:
Prof. Dr. Jürgen Heß ist Agrarwissenschaftler und hat an der Universität Bonn zu Fragen des Stickstoffmanagements über Bodenbearbeitung und Fruchtfolgegestaltung in der Ökologischen Landwirtschaft promoviert und habilitiert. Nach fünfjähriger Station an der Universität für Bodenkultur in Wien und dortigem Aufbau eines Instituts für Ökologischen Landbau lehrt und forscht er seit 1997 an der Universität Kassel-Witzenhausen.
Seine Schwerpunkte in der Lehre liegen in den Bereichen Anbauverfahren, Fruchtfolge, Wirtschaftsdüngermanagement und Nährstoffkreisläufe, sowie in der überbetrieblichen Betrachtung und Analyse des (ÖKO)Agrarsektors. Schwerpunkt seiner Forschungs-arbeit ist die Weiterentwicklung des ökologischen Pflanzenbaus, speziell des Leguminosenanbaus. Bearbeitet werden aber Themen, die über den Pflanzenbau hinaus gehen wie ‚die Bewertung der Praxisrelevanz von Forschung‘ oder ’Verbesserung der Ausbildung von Kontrollpersonal‘. Zu seinen Auf-gaben gehört auch die wissenschaftliche Leitung des 320 ha großen Lehr- und Versuchsbetriebes der Universität Kassel, der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen.
Darüber hinaus ist er in der Politikberatung und in diversen außeruniversitären Gremien tätig, unter anderem im Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN), im Kuratorium der Zukunftsstiftung Landwirtschaft (ZSL) und im Vorstand des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau/Deutschland (FIBL) sowie bis 2012 im wissenschaftlichen Beirat Agrarpolitik des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Von 2011 bis 2012 war er Mitglied der Maybe-Education-Group der dOCUMENTA (13).