Agrarpolitische Aspekte des internationalen Sojahandels

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Prof. Dr. Brümmer studierte Agrarwissenschaften, Fachrichtung Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus in Kiel und Wageningen. In Kiel schloss er sein Studium als Dipl.-Ing. Agr. und European Msc in Agricultural Economics and Agribusiness ab. Er promovierte bei Prof. Dr. U. Koester am Institut für Agrarökonomie an der Christian- Albrechts- Universität zu Kiel und war dort anschließend als akademischer Rat bis 2002 tätig. Seit Oktober 2002 ist er wissenschaftlicher Assistent am heutigen Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen. Im November 2005 erhielt er die Professur für Landwirtschaftliche Marktlehre am heutigen Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen.

Die Ausweitung des globalen Sojahandels wird vornehmlich durch die veränderte Rolle von China getrieben. Die gestiegene Nachfrage hat zu Flächenausweitung und Intensivierung geführt, vor allem in Südamerika.Die Ausweitung der Fläche in den brasilianischen Cerrado-Regionen führt zu Veränderungen in der Agrarstruktur Brasiliens, die durch die zur Verfügung stehenden Sorten und Anbauverfahren stark geprägt wurden.Aus agronomischer Sicht ist die Koppelproduktion von Eiweiß und pflanzlichem Öl durch Soja pro ha eine vergleichsweise produktive Art der Flächennutzung.Die mit veränderter Landnutzung einhergehenden Probleme sind stark abhängig von den lokalen Governance-Strukturen, so dass monokausale Lösungsansätze wenig erfolgversprechend erscheinen.Da die steigende Nachfrage eine Haupttriebfeder der beobachteten Entwicklung in der Sojaproduktion ist, wäre die direkteste Art der Abmilderung der Auswirkungen eine Verhaltensänderung auf Seiten der Nachfrager.

Landschaftszerstörung und Landgrabbing in Südamerika

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Regine Kretschmer. Studium der Altamerikawissenschaft und Ethnologie 1989 in Berlin und aktuell Promotion zu Landkonflikten in Paraguay an der Universität von Cordoba/Argentinien. Seit 1997 lebt sie in Paraguay, wo sie mit KleinbäuerInnen, aber auch mit indigenen Gruppen, zusammenarbeitet. Mit sozialen Organisationen entwickelt sie Strategien zu nachhaltigen Entwicklung und Agroökologie, zu Stärkung kommunitärer Strukturen und zur Verteidigung von Landrechten. Auch hat sie mehrere Studien zu diesen Themen erstellt. Seit 2011 beratet sie soziale Organisationen im Rahmen der sozio-ökologischen Organisationen Green Grants Foundation und seit 2009 ist sie Mitglied bei FIAN Paraguay. In diesem Zusammenhang nahm sie im September 2012 an der internationalen Menschenrechtmission von FIAN teil, die die Verletzungen der Menschenrechte des Massakers von Curuguaty untersuchte. 2014 arbeitet sie in FIAN Deutschland als Referentin für Lateinamerika.

Wir wollen in diesem Vortrag die Konsequenzen des Soja-Anbaus für die ländliche Bevölkerung in Paraguay darstellen sowie der Frage nachgehen welche Aus-wirkungen dieser für die Demokratie hat. Dabei gehen wir auch auf die Lebenswelten und das Wirtschaften der Kleinbauern und auf ihre Forderungen nach Ernährungssouveränität und Landreform ein.

Die Vebraucherlüge

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Alexander Hissting ist gelernter Landwirt und Dipl. Ing. der Fachrichtung Agrarwirtschaft. Er engagiert sich seit über 20 Jahren gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Sein Widerstand führte ihn von der ersten Besetzung eines Gentechnik-Versuchsfeldes in Deutschland 1993 über eine achtjährige Anstellung bei Greenpeace als Landwirtschafts-Campaigner, seiner Selbstständigkeit als Berater mit der Agentur grüneköpfe Strategieberatung bis zu seiner heutigen Position als Geschäftsführer der Industrievereinigung Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG).

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und aus diesen hergestellte Zutaten müssen auf Lebens- und Futtermittel gekennzeichnet werden, egal ob sie im Endprodukt nachweisbar sind oder nicht. Dennoch importiert die EU über 27 Millionen Tonnen gentechnisch veränderte Sojaprodukte jedes Jahr, ohne dass auch nur ein Lebensmittel in einem deutschen Supermarkt als gentechnisch verändert gekennzeichnet ist. Die EU- Kennzeichnungsverordnunghat definitiv ein Manko.
Über 90% aller in die EU eingeführten gentechnisch veränderten Pflanzen werden zu Futtermittel verarbeitet und gelangen so letztlich ohne Kennzeichnung auf unserem Speiseplan. Die meisten Nationalregierungen und große Teile der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie sträuben sich gegen EU-Kennzeichnungsregeln für Milch, Eier und Fleisch, hergestellt mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Alle Expertinnen und Experten
sind sich einig. Eine solche Änderung der EU-Kennzeichnungsvorschrift ist auf absehbare Zeit nicht durchzusetzen.

Soziologische Aspekte des Fleischkonsums

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Dr. Daniel Kofahl studierte Soziologie an der Universität Trier, arbeitete von 2008 bis 2012 am Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur (Uni-Kassel) und gründete 2012 das Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur (APEK). 2014 promovierte er mit einer Arbeit über „Die Komplexität der Ernährung in der Gegenwartsgesellschaft“. Er veröffentlichte u.a. als Herausgeber den Sammelband „Kulinarische Kino – Interdisziplinäre Perspektiven auf Essen und Trinken im Film“ (transcript) sowie „Komplikationen im Schlaraffenland. Ethische und politische Dimensionen der Nahrungsproduktion“.

(Außerschulische Bildung, 1/2013). Mehr Infos unter www.apek-consult.de/team/dipl-soz-daniel-kofahl/

 

Menschliche Organismen sind prinzipiell auf kein Kostregime festgelegt. Stattdessen gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Ernährungskulturen die aufgrund soziokultureller Entscheidungen reglementieren, womit und wie sich Menschen ernähren sollten und was im Kontrast dazu tabuisiert wird. Auch um den Konsum des Fleischs lassen sich interessante soziale Verhandlungsprozesse aufzeigen sowie die Widersprüche der modernen gesellschaftlichen Ernährungspraxis. Dabei ranken sich um den Verzehr von Fleisch historisch und über viele Kulturen hinweg zahlreiche Mythen, die sich im Alltag der komplexen Gegenwartsgesellschaft keineswegs aufgelöst haben. Mancherorts spitzt sich der ernährungskulturelle Streit zwischen Verfechtern und Liebhabern des Fleischkonsums und dessen Gegnern sogar dramatisch zu. Der Vortrag wird anhand einiger ausgewählter Beispielen der gemeinschaftsstiftenden und gemeinschaftsgefährdenden Bedeutung des Fleischkonsums nachspüren, wobei auch drängende Fragen einer globalisierten Welternährung einen Platz erhalten sollen.