Dr. Anita Idel

Zur Person

Projektmanagerin und Beraterin für die Ökologisierung der Land(wirt)schaft. Initiierung von Forschung und Praxis zu besserer Tiergesundheit und mehr Tierwohl in der Tierzucht und -haltung: Klimaschützer auf der Weide!

Mediatorin in den Spannungsfeldern Landwirtschaft und Tierschutz sowie Landwirtschaft und Naturschutz.

Praktische Tierärztin mit Schwerpunkt Rinderpraxis in Deutschland und Frankreich (1983-2000)

Lehrbeauftragte an den Universitäten Kassel (1986-2015): „Tiergesundheitliche, ökologische u. sozioökonomische Folgen der Agro-Gentechnik“; Lüneburg (2011-2016), Münster (seit 2012): „Tierhaltung, biologische Vielfalt und Bodenfruchtbarkeit – im Kontext Welternährung, Klimaschutz und Ressourcennutzung“.

Lead-Autorin im UN-Weltagrarbericht (IAASTD) (2005 bis 2008).

Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft Kritische Tiermedizin AGKT (1982), des Gen-ethischen Netzwerks GeN (1986); der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung GÖT (1991), des Conseil Mondial des Eleveurs (CME 1997), des Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft (2012).

Hauptpreisträgerin Salus-Medienpreis 2013 für das Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können“, 6. Auflage 2016 Metropolis-Verlag Weimar bei Marburg.

Zum Vortrag

5.12.19 | 11:00 - 13:00 Uhr

"Mythos Klimakiller Kuh"

Wegen der Methan-Emissionen stehen Wiederkäuer und vorrangig die Kuh am „Klima-Pranger“. Dabei ist der Klima-Killer immer der Mensch, denn er entscheidet über das Agrarsystem: Wie Lebensmittel produziert werden und wie dabei mit den Basisressourcen den Böden, den Gewässern und der biologischen Vielfalt umgegangen wird.   

Wie ist Bodenfruchtbarkeit entstanden, bevor sich Menschen sesshaft machten und begannen zu gärtnern und zu ackern? Die Antwort liefern die noch heute fruchtbarsten Großebenen. Denn Prärien im Mittleren Westen Nordamerikas, Pampas in Argentinien und Uruguay, Schwarzerdeböden in der Ukraine, in Ungarn (Puszta), Rumänien (B˘ar˘agan) und deutschen Tieflandsbuchten haben ein gemeinsames Vielfaches: Sie sind Steppenböden entstanden in Jahrtausende langer Ko-Evolution von Grasland und Weidetieren. Grasland ist noch heute das grösste Biom und die grösste Perma- und Mischkultur. Weltweit speichern die Böden unter dem Grasland mehr Kohlenstoff als Waldböden. Dennoch wird in Forschung und Praxis sowie in der Klimadebatte das Potenzial nachhaltiger Beweidung kaum erkannt bzw. genutzt. Letzteres ist aber ein Schlüssel auch im Kontext Biodiversität. Nicht sachgemässes Studiendesign ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Rinder eher als „schlechte Futterverwerter“ und „Klima-Killer“ wahrgenommen werden, statt als Klima-Schützer auf der Weide.  

Woran liegt diese Nicht-Wahrnehmung und was bedeutet „nachhaltige Beweidung“?